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Chronik

 

Auszug aus der Festschrift zum 200-Jahr Jubiläum im Juni 1975

Erstellt vom langjährigen Fulpmer Ortschronisten Emerich Pittl (+11.03.2007)

Chronik der

Musikkapelle Fulpmes

 

Wenn eine traditionsreiche Musikkapelle zweihundert Jahre bis zum Beginn der Musikpflege im Heimatort zurück blicken kann, möge dies auch Anlass sein zur Frage: Wie war das eigentlich zu Anfang mit unserer Musik und wie hat sie sich ohne Unterbrechung bis heute entfaltet?

Als Franz de Paula Penz im Jahre 1747 den Kirchenbau in Fulpmes vollendet hatte, bemühten sich die Ortsbewohner um die Errichtung einer eigenen Kuratie. Trotz eines Einspruches des Pfarrers von Telfes begannen am Palmsonntag 1748 die „Ordinari“-Gottesdienste. Unter dem ersten Kuraten Georg Tangl baute der Orgelbaumeister Johann Jeger eine neue Orgel. Damit war die Voraussetzung für den Kirchenchor geschaffen. Weil man aber, wie ein alter Bericht vermeldet „hier alles prächtig haben will“, wurde bald der Wunsch nach einer Kirchenmusik lebendig.

Im Kloster Maria Waldrast, einer Pflegestätte schöner Künste, vor allem der Musik, wurde dieser Wunsch verständnisvoll aufgenommen. Die Ordensleute stellten sich als Lehrer zur Verfügung, und allsonntäglich ist begeisterte Jugend zur Höhe des einsamen Heiligtums hinauf gestiegen, um Musikunterricht zu erhalten.

Damit wurde die Waldrast zum Lebensquell musikalischen Werdens in Fulpmes. Den Kontakt zwischen dem Tal und der Höhe vermittelte wertvolles geschriebenes Notenmaterial, wie etwa die Stimmen für eine anspruchsvolle Festmesse von 1784, sowie Blas- und Streichinstrumente, die damals erworben wurden.

Die Schule der Waldrast hatte ihre Früchte getragen und in Fulpmes eine Kirchenmusik entstehen lassen. Thomas Happacher ergriff den Kommandostab und brachte mit seinem Bruder Georg die Chormusik, nach Fragmenten aus seiner Schaffensperiode zu schließen, zu bemerkenswerten Leistungen. Ihnen folgte der junge Schullehrer Martin Happacher, ein Enkel von Thomas. Allerdings bedurften diese Männer nicht nur ideeller, sondern auch materieller Mithilfe. Diese fanden sie, als Michael Pfurtscheller, der „Grander“ – ein bedeutender Freiheitskämpfer – mit der Macht seines Einflusses und seiner Persönlichkeit ihnen zur Seite trat und als großzügiger Förderer dem Ausbau der Musik in Fulpmes eine solide finanzielle Grundlage schuf. Sein Eifer übertrug sich auch auf die Schaffung einer richtigen Feldmusik für den Ort. Pfurtscheller kaufte Instrumente, bezahlte den Unterricht von Musikanten und bedachte die Musik auch in seinem Testament. Nach dem Tod Martin Happachers nahm das Geschlecht der Denifl Jahrzehnte hindurch den ersten Rang im Musikleben ein.

Aufzeichnungen über dörfliche Ereignisse berichten über eine neue Kirchenglocke: “…der Pfurtscheller ist bey derselben Bathe gewesen, sie ist mit 4 Pferden geführet und mit der Musig nebst vielen Zusehern in Fulpmes eingeführet worden.“ 1808 besuchte der Bayernkönig Max Josef Fulpmes und wurde „am Schinteranger von viel Volk empfangen und von der Musik angeblaset“. Im Freiheitskampf 1809 bewiesen die Stubaier besonderen Patriotismus. Auch dabei rückten sie mit „Fahn und Musick“ aus: „…als die in Schlachtordnung zu Wilten aufgestellten Feinde….die Stubaier Bauern mit Fliegendem Fahn und Klingendem Spiel kommen sahen, da wurde die Capitulazion sichtbar beschleunigt…..“

Als Michael Pfurtscheller 1854 starb, konnte dieser große Patriot die Augen schließen in dem Bewusstsein, dass seine Tatkraft und Mitarbeit der Musikpflege in seiner Heimat tragenden Unterbau gegeben hat.

Im Jahre 1867 übernahm der „Alte Platzwirt“ Johann Krösbacher als Kapellmeister die Leitung der Musikkapelle. Damit ging die Führung auf die Familie Krösbacher über, die der Kapelle in bereits über hundertjähriger Tradition große Erfolge brachte und bis in die Gegenwart ihre musikalische Betreuung auf das beste vollzieht (Anm.: diese Krösbacher´sche Familientradition dauert folglich bis zum Jahr 1999). Johann Krösbacher hob die Musikkapelle……über den Rahmen einer gewöhnlichen Dorfmusik hinaus. Er leitete über 30 Jahre lang die Proben, teilweise viermal wöchentlich, sowie wohlvorbereitete Konzerte. Letztere fanden im Schankgarten beim Platzwirt, der mit einer eigenen Veranda für die Musik ausgestattet war, statt. Dem Wirken dieses Mannes gelang es, die Kapelle auf einen Stand von 40 Mitgliedern zu bringen.

Auf Johann Krösbacher folgte sein Sohn Richard als Kapellmeister. Bereits 1885 mit acht Jahren als jüngster Musikant dem Kaiser vorgestellt, wirkte er nach der Ausbildung durch seinen Vater bei der Militärmusik und übte seine musikalische Tätigkeit als Theatermusiker u.a. in Ödenburg und Karlsbad aus. Richard übernahm 1900 den Dirigentenstab und führte die Musikkapelle zu weiteren Erfolgen. Neben der Blasmusik widmete er sich der bisher vornehmlich als Kirchenorchester verpflichteten Streichmusik, mit der von da an auch Aufführungen des Stubaier Bauerntheaters begleitet wurden. 1924 wurden von ihm die bis heute allseits geschätzten wöchentlichen Platzkonzerte eingeführt. Zwei große Festlichkeiten fallen in die Zeit von Richard: 1925 feierte man 150 Jahre Musikpflege in Fulpmes und seine 25-jährige Kapellmeistertätigkeit u.a. mit Bläserchormusik vom Kirchturm. 1935 stand Richard noch einmal selbst im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Es war die letzte öffentliche Würdigung, die dem erfolgreichen Kapellmeister zuteil wurde. Im Dezember dieses Jahres starb Richard Krösbacher.

Als Nachfolger wurde sein ältester Sohn bestellt: Othmar Krösbacher. Mit einem hervorragenden musikalischen Talent, dem Erbe seiner Vorfahren, ausgestattet, hatte seine Ausbildung in früher Jugend im Familienkreis begonnen. Er hat sich unter ständiger intensiver Weiterbildung im Streichorchester wie in der Musikkapelle zum ausgezeichneten Musiker entwickelt und beträchtliche Beweise seines Könnens gegeben, die ihn als Kapellmeister geradezu vorbestimmten. Die Ungunst der Kriegsjahre hinderte die kulturelle Weiterentwicklung im Dorf. Nach Kriegsende nahm die Musikkapelle unter Othmar ihre Tätigkeit aber sofort wieder auf und trat 1948 dem ein Jahr zuvor neu gegründeten Landesverband bei. Im Jahr 1950 wurde die Musikkapelle auf vereinsmäßige Grundlagen gestellt. Damit konnten viele Arbeiten, die bisher vom Kapellmeister neben der musikalischen Leitung zusätzlich geleistet wurden, auf die gewählten Funktionäre verteilt werden. Auf Initiative von Othmar Krösbacher und durch großzügige Spenden der Ortsbevölkerung und einem namhaften Beitrag der Gemeinde konnten neue Instrumente mit Normalstimmung angeschafft werden, die am Ostermontag, den 7. April 1958 bei einem feierlichen Gottesdienst geweiht wurden. Als Meilenstein aus der Zeit von Othmar Krösbacher muss wohl auch die Errichtung des neuen Musikpavillons, von der Presse damals als der größte von Tirol, modern und kostspielig bezeichnet, angeführt werden. Mit der Einweihung am 15. Mai 1966 unter anderem unter der Mitwirkung der „Rettenberger“ aus Wattens ging ein Herzenswunsch der Fulpmer Musikanten in Erfüllung. Bei einer eindrucksvollen Feier am 12. Jänner 1969 wurde Othmar im Beisein von Landeshauptmannstellvertreter Prof. Dr. Prior und Hofrat Dr. Schumacher vom Landesverband zum Ehrenbürger der Gemeinde Fulpmes ernannt. Noch im gleichen Jahr musste Othmar das Kapellmeisteramt aus gesundheitlichen Gründen zurücklegen. Er wurde von seinen Musikkameraden zum Ehrenkapellmeister auf Lebenszeit ernannt. Doch das Schicksal hatte ihm diese nur mehr zwei Jahre zugemessen. Am 3. November 1971 starb Othmar Krösbacher nach schwerer Krankheit. Das Begräbnis war eine eindrucksvolle Demonstration der Wertschätzung eines Mannes, der dem kulturellen Geschehen der Gemeinde seine ganz besondere Note gegeben hat.

Anmerkung: Von 1969 bis 1999 leitete Otto Krösbacher die Musikkapelle Fulpmes. Otto ist der Sohn eines Vetters von Othmar und nach wie vor einer der eifrigsten Musikanten der Kapelle. 1999 ging die musikalische Leitung auf Norbert Pittl über. Den Kapellmeistern zur Seite stehen seit 1950 die gewählten Funktionäre. Stellvertretend seien die Namen der bisherigen Obmänner genannt: Anton Krösbacher, Heinrich Mair, Heinz Bozetta, Rudi Mair, Ferdinand Abenthung, Hans Glatzl und seit 2002 Karl Penz.

Nachsatz aus der Festschrift zum Wirken von Othmar Krösbacher: Ihm nachzueifern in Pflichtbewusstsein und treuer Kameradschaft wie in der Liebe zur Musik möge allen Musikanten des Ortes Ansporn und Vermächtnis sein!

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